Tipps für Katzenhalter
Hundehalter sind heutzutage sehr gut miteinander vernetzt. Auf dem Hundeplatz, beim Gassi gehen oder am Gartenzaun – als Hundebesitzer findet man schnell Anschluss und kann sich mit anderen austauschen. Wie sieht das aber bei Katzenhaltern aus? Ich habe das Gefühl, dass sich Neuigkeiten im Bereich Katzenmedizin nur sehr schleppend verbreiten. Es gibt nach wie vor unglaublich viele Katzen, die noch nie den Weg zum Tierarzt gefunden haben.
Was für Gründe hat das?
Ein schwerwiegender Grund, den Weg zu uns Tierärzten zu vermeiden, ist STRESS! Und zwar Stress für die Katze und dadurch massiver Stress für Sie als Besitzer! Das ganze beginnt mit dem Verfrachten des Stubentigers in eine Transportbox – für die meisten schon der pure Alptraum (für Zwei- und Vierbeiner!). Herrchen ist zerkratzt, Frauchen muss neue Gardinen kaufen und die Kinder sind schon lange in ihre Zimmer geflüchtet. Dann folgt die Autofahrt. Ich habe Patienten, die die ganze Autofahrt so herzzerreißend schreien, dass man befürchten muss, der Fahrer fährt gegen den nächsten Baum! Hinzu kommt nach Bedarf eine wunderbare Duftnote, die viele Katzen bei der ganzen Aufregung in die Box setzen: Pippi, Kacke, Kotze – für jeden was dabei! Bei der Ankunft in der Praxis sind viele jedenfalls schweißgebadet.
Es liegt in der Natur des Menschen, solch ungeliebte Situationen einfach zu umschiffen. Was nicht sein muss, muss halt nicht sein. Damit ist die Sache vom Tisch. Aber dann kommt Tag X und der Weg zum Tierarzt lässt sich nicht mehr vermeiden und dann wird es besonders schwer. Deshalb empfehle ich Ihnen ein entspanntes Training BEVOR es zum Ernstfall kommt! Jetzt denken Sie vielleicht „Meine Güte, soll ich jetzt auch noch Zeit in ein aufwendiges Training investieren. Ich arbeite 120 Wochenstunden, habe 5 Kinder und für so ein Affentheater einfach keinen Nerv!“ Keine Sorge, Sie werden nicht viel Zeit investieren müssen, eigentlich fast gar keine!
Hier ein Vorschlag für eine einfache Trainingsplanvariante:
- Kaufen Sie eine komfortable Transportbox, in die die Katze selbstständig ein- und aussteigen kann (siehe Ausführungen unten).
- Suchen Sie einen zentral gelegenen Platz in Ihrem Wohnbereich und stellen Sie dort die Box DAUERHAFT auf. Es muss für Ihre Katze normal sein, dass die Transportbox „anwesend“ ist. Den meisten Boxen sieht man an, dass sie in der Garage oder auf dem Speicher gelagert werden. Sie bieten der Katze allerlei Mitbewohner (Spinnen, Kellerasseln und Co) und sind von einer dicken Staubschicht überzogen. Wenn die Box das Zimmer betritt, ist die Katze weg. Sie hat die Verknüpfung „Au weia, wenn der Käfig kommt, dann passiert nix Gutes! Schnell weg hier!“ Sie können diese Verknüpfung gar nicht vermeiden! Wenn die Box immer präsent ist, verliert sie ihre Angst einflößende Wirkung, sie wird geradezu langweilig. Und genau das wollen wir….
- Jetzt fügen wir noch eine Prise positive Bestärkung hinzu: am einfachsten geht das immer mit Futter. Futter kann nie schlecht sein. Jeder kann es zu Trainingszwecken verwenden, es ist also leicht auf andere Personen übertragbar. Natürlich kann man auch andere Trainingsmittel verwenden wir z. B. Spielzeug oder Schmuseeinheiten. Da das Training in diesem Fall aber aufwendiger ist und viel individueller gestaltet werden muss, werde ich an dieser Stelle nur die Futter-Methode kurz anreißen.
Diese funktionier in etwas wie folgt:
Schritt 1
Stellen Sie die Futterschüssel neben die Transportbox. „neben“ kann hierbei sehr unterschiedliche Dimensionen haben – es können 5 cm oder aber 2 m sein! Das müssen Sie herausfinden. Wir suchen den Abstand, bei dem Ihre Katze stressfrei am Napf fressen kann. Denn unter Stress lernt es sich nicht gut! Wichtige Grundregel. Bei einer Katze die, noch nie eine schlechte Erfahrung mit der Box gemacht hat, können Sie wahrscheinlich in unmittelbarer Nähe starten, bei älteren Katzen, die das Ding schon misstrauisch beäugen, geht der Abstand dann gerne mal in die Meter-Kategorie. Wichtig: das ist hier kein Wettbewerb! Lassen Sie die KATZE bestimmen, Sie haben ja Zeit…. Und wenn der Napf nur 1 cm pro Woche näher rückt, dann ist das halt so. Es dauert länger, aber dafür sind alle Beteiligten entspannt bei der Sache.
Schritt 2
Wenn also die Miez entspannt vor der Eingangstür zum Transportkäfig frisst, wagen Sie den nächsten Schritt. Stellen Sie die Schüssel IN die Box. Und bitte nicht in die letzte Ecke, sondern erst mal so, dass die Katze nicht selbst hineinsteigen, sondern nur mit dem Kopf in die „Höhle“ muss. Dann kann das Schälchen wieder langsam wandern bis die Katze mitsamt Schwanz in der Box sitzt und futtert.
Schritt 3
Wenn Schritt 2 funktioniert, dann beginnt das Tür-schließen-Training (Haben Sie es gemerkt? Bis zu diesem Schritt hatten Sie keinerlei zeitlichen Aufwand! Bis hier dürfen Sie einfach Ihrer Katze beim Fressen zuschauen und sie neugierig auf Stressanzeichen untersuchen). Es beginnt mit Türe zu – Türe auf – fertig. Wenn das gut funktioniert, probieren wir Türe zu – kurz warten – Türe auf fertig. So lange bis die Katze hinter verschlossener Tür frisst und danach wieder in die gewohnte Freiheit entlassen wird.
Jetzt denken Sie bestimmt „ Das klingt jetzt aber wirklich zu einfach, das klappt nie!“ Ich gebe Ihnen die Garantie, dass es immer klappt, aber ich behaupte nicht, dass es einfach ist! Die Schwierigkeit ist, auch dann nicht aufzuhören, wenn es 3 Monate keinen Fortschritt gibt. Die Katze sitzt meist am längeren Hebel, weil sie einen entscheidenden Vorteil hat: Zeit und Geduld!
Ob mit Gewöhnungstraining oder ohne - Sie benötigen eine Transportbox. Das Dilemma: Zu Hause wollen die Katzen nicht rein und bei uns wollen sie nicht raus…. Es gibt so eine große Auswahl an Transportkäfigen, dass man als Käufer schnell den Überblick verliert.
Wichtige Kriterien also zusammengefasst:
- Kaufen sie einen! Die Alternative, die Katze auf dem Arm oder an der Leine zu uns zu bringen, ist viel zu risikoreich! Im Auto können Sie keine Katze gebrauchen, die dem Fahrer auf dem Kopf herumklettert oder an seiner Schulter kuscheln will. Und falls im Wartezimmer ein 40-kg-Schäferhund auf Ihrem Schoß sein Abendessen entdeckt, wird Ihnen (und dem Schäferhundbesitzer) die Wartezeit sehr lang vorkommen! Eine Box gibt Ihnen Sicherheit und den meisten Katzen eine Rückzugsmöglichkeit und somit ein gewisses Gefühl von Geborgenheit.
- Wählen sie eine Box aus Kunststoff. Weidenkörbe sind zwar sehr hübsch anzusehen, hygienisch jedoch ein Vollausfall. Auch aus Sicherheitsaspekten sind sie nicht zu empfehlen, da sich sehr hartnäckige Katzen zwischen Korb und Türgitter durchdrücken können oder es wenigstens versuchen. Das hat zur Folge, dass die hübschen Lederriemen reißen und Sie mit Kabelbindern, Blumendrähten oder Schnürsenkeln nachhelfen müssen (Glauben Sie mir, ich habe schon alle Varianten gesehen! Die Kreativität kennt keine Grenzen!)
- Achten sie darauf, dass sich die Box oben öffnen lässt. Es gibt Körbe, die am Dach eine extra Klappe haben und es gib die Variante, bei der man die obere Hälfte schnell und leicht abnehmen kann. Beides hat den Vorteil, dass wir die Katze nicht am Kragen aus der Box zerren müssen, sondern sie sehr einfach herausheben können. Für viele Untersuchungen können die Katzen sogar in der Schale sitzen bleiben, wenn man das Dach abgenommen hat. Und natürlich ist das auch beim Einpacken zu Hause ein Vorteil, denn es ist einfacher, wenn oben eine große Öffnung zur Verfügung steht, als wenn man die Katze, die alle Viere von sich streckt, durch die kleine Türöffnung stopfen muss!
Wahrscheinlich haben Sie nach dieser Auflistung gestrichen die Nase voll von meinen klugen Ratschlägen…. Aber vielleicht kann ich Sie ja überzeugen, noch ein paar Zeilen zu lesen!? Jetzt kommen nämlich wir als Praxisteam ins Spiel! Im nächsten Artikel meines Blogs schreibe ich, warum Tierarztbesuche besonders für Katzen so wichtig sind und zeige Ihnen, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, den Besuch bei uns angenehmer zu gestalten!
Neugierig? Lesen Sie „Die Katze – ein besonderer Patient“!
Danke für Ihr Vertrauen!
Dr. Felicia Spreyer