Impfschutz - wichtige Gesundheitsvorsorge für Kaninchen

 

Vielen Kaninchenhaltern ist gar nicht bewusst, dass es die Möglichkeit gibt, ihre Kaninchen zu impfen. Im letzten Jahr haben sich viele Fakten rund um die Kaninchenimpfung geändert. Neue Krankheitserreger und neue Impfstoffe sind auf der Bildfläche erschienen. Ich möchte Ihnen einen kurzen Überblick über die Möglichkeiten geben und darlegen, welches Impfschema im Moment am vielversprechendsten ist.

 

 

 

Gegen welche Krankheiten können wir impfen?

Wir können gegen Myxomatose, RHD (Rabbit Haemorrhagic Disease) und Kaninchenschnupfen impfen. Wir richten unseren Blick in diesem Artikel jedoch nur auf die zwei Viruserkrankungen Myxomatose und RHD. Gegen beide Viren gibt es verschiedene Impfstoffe auf dem deutschen Markt. Da die Impfung gegen Kaninchenschnupfen eher individuell bei gefährdeten Patienten zum Einsatz kommt, möchte ich in diesem Artikel nicht näher darauf eingehen.

 

Was sind das für Krankheiten?

Myxomatose ist eine Krankheit, die vor allem Großstädtern bekannt ist. In Stadtparks leben große Populationen von Wildkaninchen. Alle paar Jahre zieht die Myxomatose in diesen Beständen ihre Kreise und Spazierende im Park finden Kaninchen, die sterbend am Wegesrand liegen, zugeschwollene Augen und Krusten an Nase und Augenlidern haben. Nicht selten werden die Kaninchen von tierlieben Menschen zum Tierarzt gebracht, dem nichts anderes übrig bleibt, als das Tier zu erlösen. Die Krankheitssymptome sind in den meisten Fällen eindeutig und man möchte den Tieren den weiteren Leidensweg ersparen, da wir keine Therapie zur Verfügung haben. Diese betroffenen Wildkaninchenpopulationen erholen sich im Laufe der Jahre wieder - bis die Krankheit erneut zuschlägt. Von ihnen geht die Infektion unserer Heimtier-Kaninchen aus. Sie dienen sozusagen als Erreger-Reservoir.

Die Symptome der RHD sind oft nicht so eindeutig. Wenn Kaninchen eines Morgens tot in ihrem Käfig aufgefunden werden, ist die Todesursache zunächst völlig unklar. Äußerlich sind in der Regel wenige oder kaum Krankheitsanzeichen sichtbar. Da die RHD Gerinnungsstörungen verursacht, kann man bei den verstorbenen Tieren Blutspuren an Maul und/oder Nasenlöchern oder blutigen Urinabsatz beobachten – mehr nicht.  Innere Blutungen und Organveränderungen sind von außen nicht zu sehen. Dass ein verstorbenes Tier vom Besitzer zur Sektion in die Pathologie gebracht wird, um die Todesursache abklären zu lassen, hat in Privattierhaltung absoluten Seltenheitswert! Da häufig der ganze Bestand betroffen ist (die Zeit von der Infektion bis zum Auftreten der klinischen Symptome beträgt oft nur 1 Tag), kann die Identifizierung der Todesursache also den Partnertieren in der Regel nicht mehr helfen. Die Dunkelziffer von RHD-infizierten Kaninchen ist somit sehr hoch anzusetzen. Als Erregerreservoir dienen bei der RHD wie bei der Myxomatose wild lebende Kaninchen und Hasen.

 

Für welche Kaninchen ist die Impfung gegen Myxomatose und RHD sinnvoll?

Eigentlich für jedes Kaninchen! Die Übertragung der auslösenden Viren erfolgt nicht nur über direkten Kontakt zu erkrankten Tieren, sie ist auch über Frischfutter von der Wiese, Insekten wie Mücken oder Flöhe sowie über belebte und unbelebte Vektoren (Menschen, deren Hände, Kleidung etc.) möglich. Das bedeutet, dass selbst ein Kaninchen, das in der Münchner Innenstadt in einer Mietwohnung gehalten wird, sich infizieren kann. Mücken gibt es überall (und milde Winter begünstigen das Überleben der Mücken, so dass dieser häufige Infektionsweg immer mehr an Bedeutung gewinnt!), jeder pflückt mal in freier Wildbahn Löwenzahn oder Gras für sein Kaninchen und eine Übertragung des Virus über unsere Schuhe können wir weder sehen noch verhindern. Die Infektionswege sind einfach nicht kontrollierbar. Der Krankheitsverlauf ist bei beiden Erkrankungen hoch akut und fast immer tödlich. Das ist auch der Grund, warum eine Impfung empfohlen wird – wir haben einfach keine Behandlungsmöglichkeiten!

 

Wie oft muss ich impfen gehen und welcher Impfstoff wird verwendet?

Seit einigen Jahren gibt es einen Kombi-Impfstoff, d.h. es kann gegen beide Krankheiten gemeinsam geimpft werden. Die Grundimmunisierung kann ab einem Alter von 5 Wochen erfolgen. Hierzu ist eine einmalige Impfung meist ausreichend, in manchen Fällen eine Wiederholung nach 3-4 Wochen angezeigt. Wiederholungsimpfungen finden jährlich statt. Bei dieser Gelegenheit wird auch immer ein kleiner Gesundheitscheck durchgeführt. Seit es diesen Impfstoff gibt, haben sich die Impfintervalle von einem halbjährlichen Rhythmus auf einen Jahresrhythmus verlängert, was für Sie als Tierhalter sehr komfortabel ist. Soweit so gut.

Nun hat sich in den letzten Jahren eine neue Virus-Variante verbreitet: RHDV-2. Im Jahr 2013 wurde sie erstmals in Deutschland nachgewiesen. Schnell hat sich gezeigt, dass dieses Virus auch für geimpfte Tiere tödlich sein kann. Plötzlich waren auch junge Kaninchen unter 10 Wochen betroffen - dies war bei der „alten“ Virusform nicht der Fall - und mittlerweile ist klar, dass RHDV-2 sehr schnell nach der Infektion zum Tode führt. RHDV-2 scheint die bisher vorherrschende "alte" Virusform immer weiter zu verdrängen. Natürlich haben sich Wissenschaftler mit diesem neuen Virusstamm beschäftigt und konnten feststellen, dass die Jahresimpfung nicht gegen die neue Virusvariante wirkt! Ein anderer Impfstoff gewährleistete wenigstens einen partiellen Impfschutz, das allerdings nur bei halbjährlichen Impfintervallen! Schließlich wurde ein weiterer Impfstoff eingeführt, der bei einmaliger Impfung ein Jahr schützt – und das auch gegen RHDV-2. Dieser Impfstoff schützt jedoch nicht gegen Myxomatose! Man kann es also drehen und wenden wie man will, es gibt keine ganz einfache Lösung. Wir haben uns viele Gedanken gemacht und empfehlen Ihnen deshalb im Moment eine Kombination aus 2 verschiedenen Impfstoffen. Dies ermöglicht uns einen Schutz gegen RHDV-2 und Myxomatose bei einmaliger Impfung/Jahr. Der Preis liegt im Moment etwas über 50 Euro. Wir hoffen, dass die Impfstoffe langfristig auch verfügbar sein werden. Neue Krankheiten stellen natürlich nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Pharmafirmen vor eine große Herausforderung. Von Seiten des Impfstoffherstellers haben wir jedoch die Information bekommen, dass die Herstellung bald für den Bedarf ausreichen wird und in Zukunft keine Lieferengpässe zu erwarten sind. Das hört sich schon mal nicht schlecht an!

 

Falls Sie einen Impftermin für Ihr(e) Kaninchen vereinbaren möchten oder weitere Informationen haben möchten, rufen Sie bitte bei uns an. Wir informieren Sie immer gerne über die aktuelle Lage und beantworten Ihre Fragen!

 

Wir freuen uns auf Ihr Interesse!

 

Dr. Felicia Spreyer

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