Kennzeichnung mit Mikrochip - macht das Sinn?

 

Die eindeutige Kennzeichnung von Haus- und Heimtieren ist aus rechtlicher Sicht immer noch keine Pflicht. Für uns in der Praxis ist sie jedoch von großer Bedeutung. Ich möchte Ihnen die verschiedenen Möglichkeiten zur Kennzeichnung von Tieren beschreiben und Ihnen erläutern, welche Vorteile Sie und Ihr Tier durch diese haben.

 

 

Hunde sind seit vielen Jahren recht zuverlässig gekennzeichnet. Seit für einen gültigen EU-Pass die Chip-Implantation vorgeschrieben ist, hat sich diese Methode durchgesetzt. Leider sind viele Hunde, die gechipt sind, nicht bei der TASSO registriert! Dieser Service ist kostenlos und sollte unbedingt genutzt werden!

 

Katzen sind nach wie vor sehr unregelmäßig gekennzeichnet. Und gerade diese hätten es bitter nötig! Fundkatzen gehören zum Alltag von Tierarztpraxen und –kliniken. Immer wieder stranden kranke, verletzte oder auch zugelaufene Katzen in unserer Obhut. Ohne Kennzeichnung haben wir keine Möglichkeit, Sie als Halter ausfindig zu machen!

 

Grundsätzlich gibt es 2 Möglichkeiten der Kennzeichnung:

1.    

  • Die Tätowierung

Früher war sie die einzige Möglichkeit, ein Tier dauerhaft und individuell zu kennzeichnen, konnte jedoch nur in Narkose durchgeführt werden. In beide Ohrmuscheln wird auf der Innenseite eine Kombination aus Buchstaben und Zahlen tätowiert. Welche verwendet werden, richtet sich nach dem Tierarzt, der die Tätowierung vornimmt (Kürzel und fortlaufende Nummer) und dem Landkreis (bei uns „GZ“), es gibt jedoch keine festen Richtlinien, wie die Tätowierung auszusehen hat.

Mittlerweile ist sie aus der Mode gekommen und das hat seine Gründe: die Tätowierungen werden bei den meisten Tieren nach einer gewissen Zeit unleserlich! Das bedeutet für uns, dass wir über unserer (hoffentlich kooperativen) Fundkatze hängen und verzweifelt versuchen, die Buchstaben- und Ziffern-Kombinationen zu identifizieren. Die engagierten Mitarbeiter bei TASSO bemühen sich dann gleichzeitig am Telefon, passende Tiere nach Landkreis etc. in ihrer Kartei ausfindig zu machen. Manchmal führt das zum Erfolg, aber leider nicht immer! Es brauchte also eine Alternative:

  • Die Implantation eines Mikrochips

Diese Methode ist seit vielen Jahren erfolgreich im Einsatz und die Mikrochip-Implantate werden immer weiter entwickelt und verbessert. Der große Vorteil dieser Kennzeichnung ist, dass der Chip ohne Narkose eingesetzt werden kann. Er wird über eine Kanüle auf der linken Halsseite (darauf hat man sich offiziell geeinigt) unter die Haut injiziert. Das geht sehr schnell und ist dank der immer kleiner werdenden Chips auch nicht mehr so schmerzhaft. Auf dem Chip ist eine Nummer gespeichert, die es nur einmal auf der Welt gibt. Diese Nummer können Sie dann mit Ihren Kontaktdaten und den Daten Ihres Tieres kostenlos bei TASSO registrieren lassen.

 

Nun also zur praktischen Anwendung. Ich beschreibe Ihnen ein paar Fälle wie sie in unserer Praxis so oder so ähnlich immer wieder vorkommen.

 

Ein Hund wird auf dem freien Feld gesehen. Kein Mensch ist weit und breit zu entdecken. Vor allem tierliebe Menschen möchten den Vierbeiner nicht alleine zurücklassen, sprechen ihn an und nehmen ihn mit. Daraufhin kontaktieren sie ihren Tierarzt, also z.B. mich. Sie kommen in die Praxis – oft auch außerhalb der Öffnungszeiten – und wir gehen auf die Suche nach einer Kennzeichnung. Wir schauen uns die Ohrmuscheln an und wenn keine Tätowierung zu sehen ist, suchen wir mit einem speziellen Ablesegerät nach einem Chip. Dabei suchen wir natürlich nicht nur die linke Halsseite ab, sondern beziehen den gesamten Hals- und Brust-/Nackenbereich ein (falls mal ein Chip falsch implantiert wurde oder auf Wanderschaft gegangen ist…). Werden wir fündig, dann rufen wir die TASSO an. Wir geben die Chipnummer durch und der Mitarbeiter am Telefon kann uns sagen, ob die Nummer registriert wurde. Zunächst versuchen die Mitarbeiter von TASSO immer, selbst den Besitzer unter den angegeben Telefonnummern zu erreichen (hier schon ein Tipp: geben Sie alle Telefonnummern an, die hilfreich sein könnten! Vielleicht hat Ihr Handy gerade keinen Empfang oder Sie haben es zu Hause liegen gelassen? Dann kann vielleicht das Ihres Partner/Ihrer Mutter/Ihres Bruders klingeln). Sollten sie nicht erfolgreich sein, geben sie die Kontaktdaten an uns weiter, falls der Tierbesitzer dem zugestimmt hat. Hierzu eine kurze Erklärung: Sie können bei der Registrierung selbst bestimmen, ob und an wen Ihre Telefonnummer/Adresse weitergegeben werden darf – z.B. nur an Tierärzte. Mir ist natürlich bewusst, dass man heutzutage großen Wert auf Datenschutz legt, aber Ihnen sollte klar sein, dass je lockerere Sie diese Datenschutzklausel wählen, desto schneller gelangt Ihr Hund zu Ihnen zurück! Für uns fängt NACH dem Chip-Ablesen nämlich erst die eigentlich Schwierigkeit an! Was tun wir mit dem Hund bis der Besitzer gefunden ist? Kaum jemand ist bereit, einen fremden Hund mit nach Hause zu nehmen (die meisten haben ja selbst einen Hund und haben Sorge, dass er zu Rangeleien kommen könnte). In meiner Praxis bin ich nicht darauf eingerichtet, einen gesunden Hund mehrere Tage einzuquartieren. Da bleibt nur noch der Weg ins Tierheim. Aber auch das Tierheim ist nicht um die Ecke und nicht 24 h geöffnet und die Finder des Hundes müssen Zeit investieren, um dort hinzufahren, Formulare ausfüllen, Erklärungen abgeben – keine angenehme Aufgabe! Durchschnittlich würde ich sagen, investieren wir in der Praxis ca. 1 Stunde bis wissen, wie es mit dem Hund weitergeht! Oftmals sind die Besitzer nicht gerade begeistert, dass jemand Ihren Hund mitgenommen hat und verhalten sich dementsprechend skeptisch dem Finder gegenüber. Oft hören wir Sätze mit leicht vorwurfsvollem Unterton wie „Warum haben Sie den Hund denn überhaupt mitgenommen?“ Deshalb hier noch ein Appell: Sie als Tierhalter sind natürlich verpflichtet, Ihr Tier zu beaufsichtigen. Wenn Sie außer Sichtweite sind, kommen Sie dieser Pflicht nicht nach. Niemand ist besonders erpicht darauf, seine Zeit in die Suche nach dem Besitzer eines herrenlosen Hundes zu stecken. Also freuen Sie sich, dass es Menschen gibt, die nicht einfach weitergehen, sondern sich der Sache annehmen und handeln. Denn wir alle können mal in eine Situation kommen, in der uns der Hund abhanden kommt… An dieser Stelle also ein großes Dankeschön an alle Helfer!

 

Nun zu einem anderen Szenario: Ihre Katze ist Freigänger und kommt eines Tages nicht mehr nach Hause. Was könnten geschehen sein? Viele gehen vom Schlimmsten aus. Tatsächlich ist es so, dass viele vom Auto angefahrene Katzen zu mir in die Praxis gebracht werden. Die meisten Menschen, die sich der Katze annehmen, sind selbst Katzenbesitzer. Sie wünschen sich, dass andere das gleiche für ihre Katze tun würde. Die Verletzungen der Katzen sind natürlich sehr unterschiedlich. Manche kommen mit dem Schrecken und ein paar Blutergüssen davon, andere haben Knochenbrüche und müssen in einer Klinik operiert werden. Hier stellt sich schon das erste Problem ein: wer übernimmt die Kosten für so eine teure Behandlung? Welche Klinik übernimmt denn schon freiwillig für jede Findlingskatze die Behandlungskosten? Katzen, die gekennzeichnet und registriert sind, werden natürlich anders behandelt – davon müssen Sie grundsätzlich ausgehen. Die Kennzeichnung und Registrierung verbessert also die medizinische Prognose Ihrer Katze! Wir haben in unserer Praxis auch schon Fälle gehabt, in denen wir über Spendensammlung und Tierschutzvereine herrenlose Katzen, die schwer verletzt waren, operieren lassen und anschließend vermitteln konnten. Wir geben uns wirklich alle Mühe! Falls eine verunfallte Katze nicht überleben sollte, werden Sie natürlich auch informiert und haben Gewissheit, was mit ihr passiert ist. Ungewissheit quält uns doch oft über lange Zeiträume. Aber wir haben auch echte Glücksfälle in unserer Praxis: nach über einem Jahr konnten wir einen vermissten Kater wieder nach Hause bringen. Der Besitzer hatte nie aufgegeben, hatte immer wieder gesucht, Anzeigen studiert und gehofft. Es gab Freudentränen im Wartezimmer! So ein Happy End würde ich mir öfter wünschen!!! Ohne Mikrochip hätten wir hierzu keine Chance gehabt.

 

Was man nicht vergessen darf, ist, dass die Katzen bei der ganzen Geschichte ein Wörtchen mitzureden haben! Sie müssen ein bisschen mit uns zusammenarbeiten. Je kooperativer die Katze ist, desto besser können wir ihr helfen. Problematisch wird es, wenn Katzen mit Lebendfallen eingefangen werden müssen, weil sie sich nicht handeln lassen. Dies ist beispielsweise im Rahmen von tierschutzorganisierten Kastrationsaktionen der Fall. Bei einem Kater ist es sehr offensichtlich, ob er kastriert ist oder nicht (die Hoden sind ja bei einem gesunden Tier äußerlich zu sehen). Bei einer Kätzin ist dies nicht so leicht. Auch mittels Sonographie (Ultraschalluntersuchung) können wir nicht feststellen, ob die Eierstöcke noch vorhanden sind. Wenn man das Fell am Bauch schert (haben Sie das schon mal bei einer halbwilden Kätzin versucht?), kann man mit ein bisschen Glück die Kastrationsnarbe finden. Je länger die Kastration her ist desto schwieriger wird das. Stellen Sie sich vor, eine Katze wird für die OP vorbereitet, es ist keine Narbe zu sehen und der Bauch wird nochmals eröffnet, nur um festzustellen, dass sie bereits kastriert ist! Aus diesem Grunde lehne ich Kastrationen ohne Kennzeichnung, vor allem bei Kätzinnen, ab! Es gibt KEIN Argument GEGEN eine Kennzeichnung. Die Kosten betragen je nach Verfahren zwischen ca. 15 und 25 Euro.

 

Ich hoffe, ich konnte Ihnen anhand der Beispiele zeigen, warum uns die individuelle Kennzeichnung unserer Haustiere so am Herzen liegt. Sie haben wahrscheinlich (und hoffentlich) selten mit dem Mikrochip Ihres Tieres zu tun, aber für uns ist er in unserem Alltag allgegenwärtig!

 

Wir freuen uns über Ihr Interesse und beantworten Ihnen gerne alle weiteren Fragen zu diesem Thema!

 

 

Dr. Felicia Spreyer

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